Was ist Spirituelle Alchemie?

Unter Alchemie versteht man im ursprünglichen Sinne die geistgemäße Umwandlung der stofflichen Welt bei gleichzeitiger seelisch-geistiger Wandlung des praktizierenden Alchemisten. Dem liegt das Verständnis zugrunde, dass hinter allen Erscheinungen der stofflichen Welt geistige Kräfte und Wesenheiten zu finden sind, die fortlaufend in einem evolutionären Schöpfungsprozess wirken. Ziel des Alchemisten ist es, die geistigen Wurzeln aller Erscheinungen in der Tiefe zu durchdringen und verwandelnd auf diese einzuwirken. Dies wirkt sich als Folge auf die stoffliche Welt aus.

Somit ist Alchemie gleichermaßen äußere Experimentierkunst als auch ein seelisch-geistiger Schulungsweg, an dessen Ende die göttliche Erleuchtung steht. Streng genommen gehören beide Aspekte dazu.

Der Begriff „spirituelle Alchemie“, wie ich ihn verwende, meint aber nicht die Alchemie in dem eben genannten Sinne, sondern mehr in einer übertragenen Bedeutung.

Was ist diese Bedeutung?

Spiritualität ist heute zu einer sehr individualistischen Angelegenheit geworden und dies entspricht auch ganz den menschheitsgeschichtlichen Notwendigkeiten. Der universelle Schöpfungszusammenhang, in den wir alle eingebunden sind, will den heutigen Menschen dazu anregen, eine Spiritualität zu erschaffen ganz aus eigener Freiheit und Erkenntnis heraus. Dieser neuen Spiritualität gehört die Zukunft und sie wird die auf Offenbarung gewonnene Geistigkeit der Weltreligionen ablösen.

Wir stehen am Beginn des Zeitalters der Freiheit, was auch bedeutet, dass der Mensch nicht mehr in einen natürlichen Zusammenhang von Naturgeistern, Ahnen und Götter eingebunden ist und von ihnen geführt wird. Ganz auf eigenen Füßen sozusagen steht der heutige Mensch und ihm ist die Freiheit gegeben, bewusst zu entscheiden, welchen Kräften und Wesenheiten er sich anschließen will. Ich kann seit der Jahrhundertwende nicht nur bei mir selbst beobachten, wie das Bedürfnis größer wird, tradierte Formen der Spiritualität und Religion zu hinterfragen und experimentell ganze neue, individuelle Wege zu gehen. Man kann leicht erkennen, dass allein im heutigen Deutschland eine derart große Fülle an verschiedenen Ansätzen und Richtungen spiritueller Praxis sichtbar ist, welche die alten Formen äußerst individuell aufgreift, verarbeitet und versucht, weiterzuentwickeln.

Als Kinder unserer Zeit sind wir von dieser Vielfalt umgeben. Und hier kommt die Alchemie ins Spiel. Wie ein Alchemist Naturstoffe reinigt, vermischt, umwandelt und vermehrt, um diese in der Qualität zu potenzieren, so können auch wir aus der bloßen Vielfalt an spirituellen Formen die für uns richtige Mischung finden d. h. wir dringen bewusst ein in diese Vielfalt und integrieren schließlich dasjenige in unsere eigene Lebenspraxis, was unserer individuellen Entwicklungsaufgabe förderlich ist. Es geht aber nicht um eine reine Ansammlung von Einzelelementen, die ohne Verbindung in einer chaotischen Anhäufung nebeneinanderstehen. Mithilfe unseres göttlichen Schöpferbewusstseins, welches jedem Menschen eigenen ist und tief in unserem Herzen ruht, erschaffen wir ein harmonisches Ganzes, man könnte sagen, eine unserer Persönlichkeit gemäße „alchemistische Mischung“. Die Einzelelemente werden umgewandelt, gereinigt und potenzieren sich durch die Verbindung, die sie durch unsere Aktivität bekommen haben. Und da diese Angelegenheit eine Individualistische ist, können wir nicht im Vorne hinein sagen, wie die Mischung schließlich aussehen wird. Sie wird keine statische, endgültige Form haben, sondern eher eine, die einer beständigen Veränderung unterliegt. Ziel ist wie in der klassischen Alchemie das Göttliche in uns auszubilden.

Die Aktivität unseres göttlichen Schöpferbewusstseins begrenzt sich nicht auf die bloße Vielfalt spiritueller Formen. Wir dringen letztlich ein in die ganze Vielfalt des Seins und wir werden in die Lage versetzt, uns selbst und unsere Lebenswirklichkeit durch einen inneren alchemistischen Prozess umzuwandeln. Wir erfahren zunehmend mehr Glück, inneren Frieden, Freiheit und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen werden stabiler und reicher. Persönliche Wünsche, deren Erfüllung in der Vergangenheit nicht möglich schienen, werden realisierbar. Die Kraft dieses Schöpferbewusstseins ermöglicht es uns, als „Magier des Geistes“ unsere eigene Lebenswirklichkeit zu gestalten und zugleich am Heil der gesamten Schöpfung mitzuwirken.

Der deutsche Dichter Novalis (Friedrich von Hardenberg) dazu:

Bildung des Geistes ist Mitbildung des Weltgeistes – und also Religion.

Gewiss ist dies eine anspruchsvolle Aufgabe und zugleich ein großes Versprechen. Wir sollten uns auch bewusst sein, dass viele Fallstricken auf uns warten und es keine Garantie gibt, ob wir unser Ziel wirklich erreichen. Dennoch können wir frohen Mutes sein, da uns die guten Geister der höheren Welten unterstützen und uns nur die Aufgaben geben werden, die wir auch wirklich meistern können. Es spielt keine Rolle, in welcher konkreten Lebenssituation wir uns befinden. Mögen die Tage noch so finster sein, so findet das Licht der Sonne irgendwann ihren Weg durch die dunkelsten Wolken. Dies ist jedenfalls meine Erfahrung und meine Faszination über die vielen Möglichkeiten, die unsere Zeit bietet, wächst von Jahr zu Jahr.

Die Magie des Geistes erleben